Dobrindt: „Ich habe ein exzellentes Verhältnis zu Annegret Kramp-Karrenbauer“
Der Vorsitzende der CSU im Bundestag, Alexander Dobrindt, will der neuen CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer die Hand reichen. Das sagt er dem Münchner Merkur im Interview.
AKK ist gewählt. Frust oder Freude bei Ihnen?
Ich habe ein exzellentes Verhältnis zu Annegret Kramp-Karrenbauer, wir kennen uns seit vielen Jahren. Sie betont die drei großen Wurzeln der Unionsparteien – christlich-sozial, liberal und vor allem auch bürgerlich-konservativ – gleichermaßen. Ich denke, sie weiß auch, dass es aktuell die konservative Wurzel ist, die Stärkung braucht.
Nanu – war sie jetzt doch Ihre persönliche Lieblingskandidatin?
Ich habe persönlich eine enge politische Verbundenheit mit Jens Spahn. Ich werde aber auch im Nachhinein keine Wahlempfehlung abgeben. Wir als CSU wollen aus der CDU ja auch keine Ratschläge für unsere Parteitage bekommen.
Ist der Merkel-Malus jetzt weg, Herr Dobrindt? Was bedeutet die Wahl für das schwierige Verhältnis von CDU und CSU?
Wir sitzen nebeneinander in der politischen Achterbahn. Da gibt es Aufs und Abs. Alle Turbulenzen haben ihre Zeit. Wir wissen aber auch, dass wir am erfolgreichsten sind, wenn wir gemeinsam voranschreiten. Daran sollten wir anknüpfen und nicht zu viel rückwärtsblicken.
Viele CSU-Wähler sind von der Fahne gegangen, weil sie Merkel nicht mehr wollten. Ist dieser Malus jetzt weg?
Es geht darum, Wähler rechts und links von uns zurückzugewinnen. Die Union ist in eine Sandwich-Position geraten zwischen AfD und Grünen. Wir müssen bereit sein, die politischen Räume ab sofort wieder stärker zu nutzen, die wir in der Vergangenheit offen gelassen haben. Die Union darf sich nicht verengen und muss unser ganzes politisches Spektrum von der Mitte bis zur demokratischen Rechten ansprechen.
Kramp-Karrenbauer hat sehr spannende Sätze in der Migrationsdebatte gesagt. Heißt das: Sie werden künftig wieder zugespitzter formulieren als in den letzten Wochen?
Zuerst ist festzuhalten, dass die gerne verbreitete These, die Migration wäre kein Thema in der Öffentlichkeit, wenn die CSU nicht ständig darüber reden würde, widerlegt ist. Und ja, ich will die Wähler der AfD unter unser bürgerliches Dach zurückholen und ich will es den Grünen schwerer machen, bei den bürgerlichen Wählern zu wildern.
Verlangen Sie von Kramp-Karrenbauer, Ihr Versprechen zügig umzusetzen, Migration zur Chefsache zu machen?
Annegret Kramp-Karrenbauer hat bereits in den letzten Wochen sehr spannende Sätze in der Migrationsdebatte gesagt, die ich aus der CDU-Spitze so noch nicht gehört hatte. Zum Beispiel die Forderung nach einem lebenslangen Einreiseverbot im gesamten Schengenraum für gewalttätige Migranten.