30. Todestag von Franz Josef Strauß

Sein Erbe ist Anspruch und Verpflichtung – bis heute

Franz Josef Strauß war unbestritten einer der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Politiker. Am 3. Oktober 1988 verstarb er plötzlich während eines Jagdausflugs, exakt zwei Jahre vor der Verwirklichung seines Lebenstraums, der Einheit unseres Vaterlandes. Er prägte die Bonner Republik entscheidend, war Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, Bundesminister, Ministerpräsident, Kanzlerkandidat und jahrzehntelang Parteivorsitzender. Er schuf die Volkspartei CSU, die nur in Bayern antritt aber einen bundespolitischen Anspruch hat und dabei ihre europäische Identität nie vergisst. Der Ausnahmepolitiker und progressive Visionär Franz Josef Strauß hat zu Lebzeiten unzählig Menschen berührt, seine Impulse für Bayern und Deutschland leben fort. Jahrzehnte nach seinem Tod ist er unvergessen. Sein Erbe ist Anspruch und Verpflichtung – bis heute.

 

Ein Ausnahmetalent

 

„Wie eine Eiche ist er vor uns gestanden, kraftvoll, lebendig, unverwüstlich, so schien es, und wie eine Eiche ist er gefällt worden.“ Mit diesen Worten gedachte Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., in seiner Predigt in der Münchner Frauenkirche dem am 3. Oktober 1988 auf einem Jagdausflug völlig überraschend verstorbenen bayerischen Landesvater Franz Josef Strauß. Sein Tod traf die Bevölkerung des Freistaats gänzlich unerwartet, der Schock saß tief. Mit ihm war einer der letzten bedeutenden „Gründerväter“ der Bundesrepublik gestorben, ein Mann der sich um Bayern, Deutschland und Europa verdient gemacht hat. Durch seine lange politische Verantwortung im Bund und an der Spitze des Freistaates hatte er die deutsche Politik über Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst und geprägt. Seit 1949 saß er für die CSU im deutschen Bundestag und war ab 1961 Vorsitzender der CSU. Innerhalb kürzester Zeit gelang es Strauß aus den bayerischen Abgeordneten im Bundestag eine schlagkräftige, professionelle Truppe zu formen. Er begründete damit den Nimbus, den sich die Abgeordneten der CSU bis heute erhalten haben.

 

Vater der Volkspartei

 

Strauß ist der Vater der bayerischen Volkspartei, der Marke CSU. Im Land und im Bund. Die Zersplitterung der Parteienlandschaft in der jungen Weimarer Republik, die Unfähigkeit der damaligen Parteien zum Kompromiss und das Überrollen dieser Klientelparteien durch die Nationalsozialisten haben in Franz Josef Strauß die Überzeugung geprägt, die Interessen des gesamten Volkes vertreten zu wollen, die konfessionellen Grenzen zu überwinden, die verschiedenen Bevölkerungsschichten miteinander zu verbinden und den Ausgleich zu suchen. Strauß wusste, dass Volkspartei nicht einfach bedeute, möglichst viele Facetten durch Einebnung miteinander zu vereinigen. Sondern Volkspartei hieß für ihn, die gesamte Bandbreite der Politik mit klaren Positionen aktiv zu besetzen und zu gestalten. Dem Volk aufs Maul schauen, aber ihm nicht nach dem Munde reden, wie Strauß zu sagen pflegte. Dies pflegt bis heute die CSU in seinem politischen Wirken. Während Strauß heute gerne als letzter Konservativer gefeiert wird, so muss man allerdings auch feststellen, dass er in weiten Teilen auch ein progressiver Visionär war, teilweise seiner Zeit weit voraus. Strauß war von Anfang an ein Modernisierer seiner Partei. Auf ihn geht zurück, dass die CSU zwar ausschließlich in Bayern antritt, aber bis heute einen nationalen Anspruch verkörpert und sich eine europäische Identität bewahrt.

 

Ein Visionär

 

Strauß ist zudem der Schöpfer des modernen Bayern. Wir haben es Strauß zu verdanken, dass Bayern vom armen Agrarland zum aufstrebenden Industrieland wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung und eine ausgewogene Sozialpolitik, eine lebendige bayerische Tradition sowie eine deutsche und europäische Verpflichtung waren Grundlinien seiner Politik als Bayerischer Ministerpräsident, ein Amt, das er oftmals als „schönstes Amt der Welt“ bezeichnete. In der Deutschlandpolitik, die ihm ganz besonders am Herzen lag, erwies er sich als wahrhaft konservativer Visionär. Denn er war nie bereit, die Einheit Deutschlands zur Disposition zu stellen. Er hat den Glauben an eine Überwindung der deutschen Teilung und damit an die Wiedervereinigung nie aufgegeben. Er sollte, auch wenn es ihm nicht vergönnt war, die Wiedervereinigung noch mitzuerleben, Recht behalten. Seine Visionen und sein Erbe verpflichtet – bis heute. Ein Erbe, das allen Konservativen aufträgt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren. Ein Erbe, das Bayern als Heimat, Deutschland als Vaterland und Europa als Zukunft definiert. Diesem Erbe fühlt sich die CSU im Bundestag bis heute verpflichtet: „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts.“